TUM Alumnus Prof. Winfried Petry mit seinem Nachfolger Prof. Peter Mueller-Buschbaum in der Neutronenleiterhalle des FRM II.

TUM Alumnus Prof. Dr. Winfried Petry (rechts) mit Prof. Peter Mueller-Buschbaum, seinem Nachfolger auf der Position des Wissenschaftlichen Direktors der Forschungs-Neutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM-II). Auf dem Bild stehen sie in der Neutronenleiterhalle des FRM II (Bild: Andreas Heddergott / TUM)

Alumni forschen
TUM Emeritus of Excellence Winfried Petry
„Ich bin jetzt Di-Mi-Do Professor“
21. Jan 2019  |  
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Wer an Neutronen denkt, kommt an einem Namen nicht vorbei: Winfried Petry. Im Oktober 2018 wurde der Alumnus und emeritierte Professor zum TUM Emeritus of Excellence ernannt, eine Auszeichnung, die sein Lebenswerk an der TUM ehrt.
23 Jahre ist es her, seitdem TUM Alumnus Winfried Petry begann, sich um den Forschungsreaktor an der TUM als Direktor zu kümmern. Spätestens seit der Eröffnung des Forschungsreaktors II (FRM II), der einzigen Hochflussneutronenquelle in Deutschland, wurde er auch in der Öffentlichkeit bekannt. Denn „so mancher in der deutschen Presse liebt es, sich am Wort „Kern“-technik zu reiben. Es hat mir immer Spaß gemacht, das Schmirgelpapier für dieses Bedürfnis der Reibung zu sein“, sagt er. In den Medien erklärte er die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten und wurde nicht müde, den großen gesellschaftlichen Nutzen der Forschung mit Neutronen für nachhaltige Energieversorgung, zukünftige Informationsspeichermaterialien oder völlig neue Anwendungen in der Nuklearmedizin, aufzuzeigen. Es erfülle ihn heute mit Stolz, erreicht zu haben, dass mittlerweile selbst im kritischen Umfeld der „Grünen“ Zweck und Nutzen der Neutronenquelle nicht mehr angezweifelt werden.

FRM II – Magnet für Spitzenforscher und Gäste

Noch während der Bauphase initiierte Winfried Petry Führungen für interessierte Besucher. Mittlerweile sind es rund 3.500 Personen jährlich, die sich die Funktion des FRM II erklären lassen. Die Öffnung für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt stand für ihn auch von Anfang an fest. Er ist davon überzeugt: „Eine Hochflussneutronenquelle muss die attraktivste Wissenschaft anziehen, denn Exzellenz in der Wissenschaft lebt vom Wettbewerb. Dieser ist nicht nur Konkurrenz, sondern auch Zusammenarbeit und gegenseitige Stimulation.“

Exzellenz in der Wissenschaft lebt vom Wettbewerb.

Prof. Dr. Winfried Petry

Für Winfried Petry waren die Realisierung der Neutronenquelle und deren Leitung eine Zeit größter Freude. „Ich habe die Freiheit genossen, die wissenschaftliche Nutzung einer Großforschungseinrichtung gestalten zu dürfen.“ Seine Mitarbeitenden und er haben in den vielen Jahren etwas Herausragendes in Europa geschaffen. Er erinnert sich noch sehr gut an die Einweihung am 9. Juni 2004 mit vielen Ehrengästen. Darunter auch Karin Stoiber. „Frau Stoiber war enorm interessiert an allem. Im Inneren des FRM II gibt es Wege auf Gitterrosten, die tödlich für ihre Absätze gewesen wären. Ohne mit der Wimper zu zucken, zog sie ihre Schuhe aus und folgte in Nylonstrümpfen meiner Führung durch die Experimentierhalle.“

Work Life Balance als Emeritus

Auf die Frage, ob er nach der langen Dienstzeit seinen alten Job nicht vermisse, antwortet er fast schon erwartungsgemäß: „Ein bisschen ja, aber ich halte mich wirklich zurück.“ Er freue sich genauso über die neugewonnene freie Zeit. Vier Wochentage gehören inzwischen seiner Familie – ganz besonders seinen vier Enkelkindern.

So ganz kann und will er aber doch nicht loslassen. Er sei jetzt ein „Di-Mi-Do-Professor“, ein Professor, der nur dienstags, mittwochs und donnerstags am Institutsort erscheint, schmunzelt er, „Eigentlich ist das etwas negativ behaftet. Aber ich hoffe, nicht bei mir. Als Emeritus erfreue ich mich der neuen Freiheit, nur drei Tage am FRM II zu sein. Für meine noch neun Doktoranden habe ich aber trotzdem deutlich mehr Zeit.“

TUM Alumnus Prof. Winfried Petry

Prof. Winfried Petry (Bild: Andreas Heddergott/TUM)

Prof. Dr. Winfried Petry

Diplom Physik 1976

 

Winfried Petry studierte von 1970 bis 1976 Physik an der TUM. Im Anschluss daran promovierte er am Hahn-Meitner-Institut und an der Freien Universität Berlin. Es folgten zehn Lehrjahre am renommierten Institut Laue Langevin, der Europäischen Hochflussneutronenquelle.

1992 habilitierte er an der Ludwig-Maximilians-Universität München und folgte einem Ruf an die TUM. 1996 wurde er Dekan der Fakultät für Physik. 2002 bis 2018 war er Wissenschaftlicher Direktor der Forschungsneutronenquelle Heinz Maier-Leibnitz (FRM II) und 2011 bis 2018 Direktor des Heinz Maier-Leibnitz Zentrum.

Professor Dr. Winfried Petry wurde 2018 von TUM-Präsident Prof. Dr. Wolfgang A. Herrmann  in den Kreis der TUM Emeriti of Excellence aufgenommen.