TUM Alumna Doris Zoller vor einem Neubau der GEWOFAG in der Ludlstraße in München.

TUM Alumna Dr. Doris Zoller, eine der GeschäftsführerInnen von Münchens größter Wohnungsbaugesellschaft, ist es eine Herzensangelegenheit, Münchner Bürgerinnen und Bürgern erschwinglichen und attraktiven Wohnraum zu erschaffen. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist das Neubauprojekt im Quartier Hadern, das 400 Wohnungen und soziale Einrichtungen für Kinder und Senioren vereint (Bild: GEWOFAG).

Alumni in Führung
Architektin und Stadtplanerin Doris Zoller
„Der Klimaschutz ist die größte Herausforderung für den Wohnungsbau“
21. Okt 2022  |  
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TUM Alumna Doris Zoller bewegte sich schon immer in männlich dominierten Umgebungen. Doch für sie ist das kein Thema. Als strategische Planerin für den Wohnungsbau der Landeshaupt München vertritt sie ihre Position mit routinierter Gelassenheit. Durch ihre Zeit an der TUM wurden ihr Gespür für Vernetzung und ihre Offenheit für Neues weiter vertieft.
Dr. Doris Zoller ist eine Macherin. Schon als Kind wollte sie selbst bestimmen und gestalten. Im Team übernahm sie gerne die Federführung. Nach Abschluss ihrer Promotion in Architektur an der TUM ergab sich für sie die Gelegenheit, für den städtischen Wohnungsbau der Landeshauptstadt München in die strategische Planung zu gehen. Seit 2022 ist sie eine der GeschäftsführerInnen der GEWOFAG, Münchens größter kommunaler Wohnungsbaugesellschaft.

Mit diesem Schritt entschied sich Doris Zoller nicht gegen eine wissenschaftliche Karriere. Sie entschied sich für die Möglichkeit, die Wohnungswirtschaft in München aktiv mitgestalten zu können. „Der Wohnungsbau ist eines der notwendigsten Grundbedürfnisse der Gesellschaft und bringt eine unglaubliche Verantwortung mit sich“, sagt sie. „Hier fühle ich mich derzeit gebraucht.“

ARCHITEKTIN MIT LEIB UND SEELE

Schon als Kind zeichnete Doris Zoller gerne, baute und bastelte und war von Technik begeistert. Von ihrem Vater erbte sie ihre große Liebe für die Natur und deren Schönheit, aber auch für die Schönheit der Architektur. Auf den Reisen mit ihren Eltern standen Besichtigungen von Kirchen, Schlössern und Ausstellungen immer auf dem Programm. Nach einer Lehre zur Schreinerin studierte sie Architektur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und der Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona. Durch ein Masterstudium am Berlage Institute in Rotterdam spezialisierte sie sich anschließend in der strategischen Planung im städtebaulichen Maßstab.

Ich sehe mich als Richtungsgeberin und strategische Gestalterin.

Doris Zoller

2003 kam Doris Zoller als wissenschaftliche Assistentin nach München an die TUM. Hier baute sie den Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung mit auf. Rasch stellte sie fest, dass sie mit den anderen „starken Frauen“, mit Prof. Sophie Wolfrum, Prof. Regine Keller, Prof. Dr. Elisabeth Merk und Prof. Christiane Thalgott, das Architekturverständnis teilt. Sie betrachteten Architektur nicht nur als Hochbau, sondern als komplexes soziokulturelles Zusammenspiel zwischen Öffentlichkeit und Privatraum, zwischen Funktionalität und urbaner Identität. Hier fühlte sich Doris Zoller wohl und am richtigen Ort, um zu promovieren. Im Auftrag der Wüstenrot Stiftung leitete sie ein Forschungsprojekt über die Erdgeschosszone im verdichteten europäischen Wohnungsbau und richtete in Kooperation mit der TUM eine internationale Konferenz aus. Ihre Publikationen gelten als Standardwerke zum Thema.

KOPF FREI FÜR NEUE SICHTWEISEN

Für die Arbeitswelt und für ihre Führungsposition nahm Doris Zoller viel aus ihrer Zeit an der TUM mit. Schon immer entsprach es ihrer eigenen Persönlichkeit, über den Tellerrand zu blicken und offen für Neues zu sein. An der TUM wurde ihr einmal mehr bewusst, wie wichtig verschiedene Perspektiven und Interdisziplinarität sind, um in der Architektur und im Bau die stetig wachsenden Herausforderungen zu bewältigen. „Wir machten mit dem Lehrstuhl viele Exkursionen in andere Länder und arbeiteten regelmäßig mit emeritierten Koryphäen der Stadtplanung wie mit Prof. Dr. Dr. Gerd Albers zusammen“, erinnert sie sich. „Für uns am Lehrstuhl war klar, dass Architektur nur im engen Verbund zwischen verschiedenen Denkrichtungen und Disziplinen Neues erschaffen kann.“

GEMEINSAM STARK – KLIMASCHUTZ UND LEBEN IN DER STADT

Auch bei ihrer Arbeit für die Landeshauptstadt München schreibt Doris Zoller Interdisziplinarität und Vernetzung groß. Von zahlreichen Kontakten aus ihrer Zeit an der TUM profitiert sie hierbei bis heute. In Zusammenarbeit mit TUM-Professor Florian Nagler konzipierte sie die Wohnbebauung Dante II als Folgeprojekt zum Dante I am Dantebad in München als hybriden Holzbau, das große mediale Resonanz erzeugte. Derzeit bewirbt sich die GEWOFAG als Forschungspartner aus der Wohnungswirtschaft gemeinsam mit den TUM-Lehrstühlen von Prof. Florian Nagler, Prof. Thomas Auer und Prof. Andreas Hild um ein Forschungsprojekt zum Thema „Einfach Um-Bauen“. Hierbei sollen Konzepte für robuste und kostengünstige Sanierungen von Wohngebäuden der Nachkriegszeit untersucht werden.

Für das zentral gelegene Wohnbauprojekt des Kreativfelds im Kreativquartier holte Doris Zoller erstmalig in der Planungsphase alle Projektbeteiligten an einen Tisch, um schon zu diesem frühen Zeitpunkt die Stellschrauben für höchste Qualität zu stellen.Ihr aktuelles Pilotprojekt ist die ganzheitliche Weiterentwicklung der GEWOFAG-Wohnanlage Ramersdorf Süd. Diese soll von der Nachkriegssiedlung zum klimaneutralen Vorzeigeviertel werden. „Der Klimaschutz ist die größte Herausforderung für den Wohnungsbau“, sagt sie. „Nur im gemeinsamen Diskurs kann dieser Herausforderung begegnet werden. Ich sehe mich hier als Richtungsgeberin und strategische Gestalterin.“

Doris Zoller bewegte sich schon immer ganz selbstverständlich in männlich dominierten Umgebungen. Ressentiments oder Gegenwind seitens ihrer männlichen Kollegen kennt sie persönlich nicht – zwischen zwei Brüdern, in der Schreinerlehre, als Architekturstudentin und im Bau. „Ich war auch immer von starken Frauen umgeben“, sagt sie. „Und ich bin selbst eine starke Frau.“

TUM Alumna Doris Zoller.

Doris Zoller (Bild: GEWOFAG).

Dr. Doris Zoller

Promotion Architektur 2016

 

Nach einer Lehre zur Schreinerin studierte Doris Zoller Architektur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart und der Escola Tècnica Superior d’Arquitectura de Barcelona. Am Berlage Institute in Rotterdam absolvierte sie den Master. Sie war von 2003 bis 2016 Partnerin bei ZODA Architects mit Büros in München und London.

Von 2003 bis 2010 lehrte sie als wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung an der TUM. Hier schloss sie 2016 auch ihre Promotion ab. Die an der TUM gelebte Familienfreundlichkeit machte großen Eindruck auf Doris Zoller. Als Mutter zweier kleiner Kinder waren für sie als wissenschaftliche Assistentin und Doktorandin die Angebote von Krippe, Kindergarten und Ferienbetreuung von großem Wert.

Seit 2016 ist Doris Zoller bei der GEWOFAG in leitenden Positionen tätig, seit 2022 als deren Geschäftsführerin.

Doris Zoller lebt mit ihrem Mann derzeit in Berg. Mit ihm teilt sie ihre Interessen. Gemeinsam genießen sie die Natur und das kulturelle Angebot der Landeshauptstadt München. Ihre beiden Kinder, ein Sohn und eine Tochter, sind bereits ausgezogen.