TUM Alumni Heinz Voggenreiter und Tim Wittmann.

Eigentlich wäre das offizielle Mentoring-Jahr schon längst vorbei. Doch nach wie vor steht Heinz Voggenreiter seinem Mentee Tim Wittmann mit Rat zur Seite (Bild: Privat).

Alumni in Führung
Mentoring-Tandem Heinz Voggenreiter und Tim Wittmann
„Diese Erfahrungen kann man sich nicht anlesen“
12. Dez 2018
Lesezeit ca. Min.
Von seinem Mentor und TUM Alumnus Heinz Voggenreiter erwartete sich TUM Student Tim Wittmann Tipps für Bewerbungsgespräche und Motivationsschreiben. Doch dann konnten beide miteinander grundlegende Lebensfragen klären und wurden Freunde.
Tim Wittmann absolvierte 2015 seinen Bachelor in Luft- und Raumfahrt an der TUM. Nach einem Praktikum bei einem US-amerikanischen Softwarekonzern sollte es mit dem Masterstudiengang weitergehen. Der gebürtige Allgäuer fasste zu diesem Zeitpunkt den Entschluss, sich fortan sehr zielgerichtet auf die Karriere zu konzentrieren. Kommilitonen empfahlen ihm das einjährige Programm TUM Mentoring von Alumni für Studierende. Tim Wittmann erhoffte sich Tipps für Bewerbungsgespräche, Motivationsschreiben und adäquate Kleiderordnung.

Ein Experte in Luft- und Raumfahrt

Nach drei Monaten erhielt Tim Wittmann die Nachricht, dass auf seine Bewerbung hin ein passender Mentor gefunden wurde. Er nahm Kontakt auf und durfte feststellen, dass sich mit Professor Heinz Voggenreiter fortan ein Experte für Luft- und Raumfahrt seiner annahm. Dieser war nach dem Studium des Maschinenbaus mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik und Werkstoffwissenschaften an der TUM noch zwei Jahre als wissenschaftlicher Assistent an seiner Alma Mater geblieben. 1996 promovierte Heinz Voggenreiter und besetzte daraufhin für vierzehn Jahre bei weltweit agierenden Spitzenkonzernen Posten als Entwicklungsingenieur und im Management. Seit 2005 hat er an der Universität Stuttgart eine Professur für Leichtbauweisen in der Luftfahrt inne.

Schnell wurde Tim Wittmann klar, dass sich der Austausch weit jenseits von Fragen nach dem richtigen Anzug im Bewerbungsgespräch abspielen würde. „Die Fragen, die mir Heinz Voggenreiter gestellt hat, hatte ich mir selbst noch nie zuvor so tiefgründig und präzise gestellt.“ Durch die oft dreistündigen Gespräche mit seinem Mentor lernte Tim Wittmann, wie wichtig neben fachlicher Kompetenz und beruflichem Erfolg die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist. Er fand zu seiner fachlichen Ausrichtung, entschied sich für ein Auslandssemester in Moskau, und schließlich für eine Karriere im Hochschulbereich. „Heinz Voggenreiter hat mir Hilfe zur Selbsthilfe gegeben. Alle Entscheidungen habe ich natürlich selbst getroffen, aber durch die Gespräche konnte ich sie deutlich bewusster treffen.“

Mentoring seit mehr als einem Jahr

Seine langjährigen beruflichen und gerade auch menschlichen Erfahrungen gibt Heinz Voggenreiter seit Jahren an junge Menschen im Programm TUM Mentoring von Alumni für Studierende weiter. „Ich selbst hatte keinen Mentor per definitionem“, so Heinz Voggenreiter, „aber in meinen ersten Berufsjahren hatte ich einen sehr guten Chef, der mich mit der richtigen Mischung aus Freiheit und der Übertragung von Verantwortung in meiner Entwicklung geprägt hat.“ Die Denkanstöße, die er heute jungen Mentees gäbe, würden diesen dabei helfen, schnell und stringent ihre Persönlichkeit, Berufsziele und Lebensmodelle zu entwickeln, die sie glücklich und zufrieden machen. „Das ist mein oberstes Ziel“, so Heinz Voggenreiter.

Eigentlich wäre das offizielle Mentoring-Jahr der beiden bereits vor über einem Jahr abgeschlossen gewesen. Doch nach wie vor telefonieren und treffen sie sich noch regelmäßig. „Wenn ich eine dringende Frage habe, bekomme ich immer zügig Rat von Heinz Voggenreiter“, sagt Tim Wittmann. Die beiden Ingenieure haben sich mittlerweile so gut kennengelernt, dass sie sich duzen und nicht mehr nur über Berufliches, sondern auch über Privates und grundlegende Lebensfragen austauschen. „Diese Erfahrungen kann man sich nicht anlesen“, sagt Tim Wittmann. „Meine Erwartungen an das Mentoring Programm wurden weit übertroffen.“

Wechselseitiger Profit

Auch wenn Tim Wittmann bescheiden bezweifelt, dass sein Mentor auch von ihm etwas lernen kann, betont Heinz Voggenreiter gerade den wechselseitigen Lernerfolg. Insbesondere durch die Mentorentätigkeit lerne er die Mentalität der Jugend, die Kultur der Jugend zu verstehen und könne so wiederum seinen Umgang mit jungen Menschen entsprechend anpassen. „Das Beste, was mir passieren kann, ist, junge Menschen zu verstehen und sie auf ihrer Suche nach Glück und Zufriedenheit zu begleiten“, so Heinz Voggenreiter. „Tim Wittmann hat seinen Weg gefunden. Das ist für mich als Mentor sehr befriedigend.“

TUM Alumni Tim Wittmann und Heinz Voggenreiter.

Tim Wittmann und Heinz Voggenreiter (Bild: Privat).

Prof. Dr. Heinz Voggenreiter 

Diplom Maschinenwesen 1990

 

Heinz Voggenreiter hat an der TUM Maschinenbau mit Schwerpunkt Luft- und Raumfahrttechnik und Werkstoffwissenschaften studiert (1984-1990) und nach seiner dortigen Assistentenzeit 1996 an der Technischen Universität Bergakademie Freiberg promoviert.

Von 1990 bis 2004 war er als Entwicklungsingenieur und im Management bei MBB, DaimlerChrysler und der European Aeronautic Defence and Space Company (EADS) tätig. Seit 2005 hat er an der Universität Stuttgart eine Professur für Leichtbauweisen in der Luftfahrt inne.

Ebenfalls seit 2005 ist Heinz Voggenreiter Direktor des Instituts für Bauweisen- und Konstruktionsforschung (Stuttgart und Augsburg) und des Instituts für Werkstoff-Forschung (Köln) im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR).

Heinz Voggenreiter ist unter anderem wissenschaftlicher Sprecher der Helmholtz-Allianz DLR@Uni, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats und Mitglied im Präsidium des VDI, Mitglied im Beirat der Aerospace Academy Stuttgart sowie Gründungsmitglied und stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Jugendforschungszentrums AEROSPACE LAB e.V. Herrenberg.

Heinz Voggenreiter ist verheiratet und hat einen erwachsenen Sohn.

 

Tim Wittmann

Master Luft- und Raumfahrttechnik 2018

 

Tim Wittmann hat seinen Bachelor in Luft- und Raumfahrt an der TUM 2015 abgeschlossen. Nach einem Auslandssemester in Energietechnik am Lehrstuhl für Kompressor- und Vakuumtechnologie der Bauman Moscow State Technical University hat er an der TUM seinen Master 2018 absolviert.

Von 2012 bis 2014 war er an der TUM als Tutor am Lehrstuhl für Flugsystemdynamik tätig sowie als Hilfswissenschaftler am Lehrstuhl für Thermodynamik. In den Jahren 2015 bis 2018 war er am Lehrstuhl für Flugantriebe und am Lehrstuhl für Hubschraubertechnologie der TUM wissenschaftliche Hilfskraft.

Seit Herbst 2018 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Flugantriebe und Strömungsmaschinen der TU Braunschweig. Neben seiner Begeisterung für die Luftfahrt, für Mathe und Physik ist Tim Wittmann auch leidenschaftlicher Sportler, vom Halbmarathon über das Segelfliegen bis hin zu Karate.

Interesse am TUM Mentoring von Alumni für Studierende? Mehr Informationen erhalten Sie hier>