TUM Alumna Ulrike Dackermann.

Eine Ingenieurin und ihr Element: TUM Alumna Ulrike Dackermann unter einer Holzbrücke in Myanmar (Bild: privat).

Alumni international
Bauingenieurin Ulrike Dackermann
„Ich hatte als TUM Studentin ziemlich viel Spaß“
04. Juli 2025  |  
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Nach ihrem Abschluss an der TUM registrierte sich Dr. Ulrike Dackermann als 10.000 Mitglied im Alumni-Netzwerk der TUM und war daraufhin in der ganzen Welt unterwegs. Mittlerweile ist sie Dozentin an der University of South Wales – der besten Universität in Australien, was das Bauingenieurwesen anbelangt. Der Kontakt zu ihren ehemaligen Kommilitonen besteht bis heute, über Ländergrenzen hinweg.
Dr. Ulrike Dackermann sitzt an ihrem Schreibtisch im australischen Bundesstaat New South Wales und spricht erstmal über ihre Kreissäge. „Am Wochenende bastele ich an allen möglichen Sachen im Haus herum”, sagt die TUM Alumna. Ihr Haus liegt gleich am Waldrand, in den Blue Mountains, die Säge steht unter der Terrasse im Freien. Das neuste Projekt: Die Wände des Abstellschuppens einreißen und ein Studio aus Holzstämmen bauen. „Holz fasziniert mich einfach. Es fühlt sich gut an, ist umweltfreundlich, traditionell und erdet mich”, sagt sie. Ulrike Dackermann ist Dozentin an der School of Civil and Environmental Engineering an der UNSW in Sydney. Ihr Weg dorthin begann mit einer Weltreise, auf der Australien eigentlich nur als Zwischenstopp geplant war.

Weltreise nach dem Studium: von Chile, über Australien bis nach Hongkong

Bauingenieurinnen wurden damals schon auf allen Kontinenten gebraucht und Ulrike Dackermann hatte sowieso Fernweh. Eine Kombination, die funktionierte. Nach ihrem Abschluss an der TUM machte sie erstmal ein Praktikum bei einem Bauunternehmen in Santiago de Chile. Danach reiste sie durch Süd- und Nordamerika sowie den Pazifik, bevor sie als wissenschaftliche Assistentin an der University of Technology Sydney (UTS) in Australien arbeitete. „Aus einem Jahr ist dann etwas mehr Zeit geworden” sagt sie, während sie von ihren damaligen Reisen erzählt und lacht. Im Jahr 2006 folgte das Angebot an der UTS zu promovieren. Ulrike Dackermann nahm an. Das Thema: Schwingungsbasierte Schadenserkennung an Bauwerken mithilfe künstlicher neuronaler Netzwerke. „Damals war ich eine der ersten Forschenden, die den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Bereich des Structural Health Monitoring erforscht haben.“ Knapp zwanzig Jahre später ist KI zu einer Selbstverständlichkeit geworden, das Feld explodiert momentan”, sagt sie. Beeinflusst von ihren vorherigen Reisen nahm sich Ulrike Dackermann auch immer wieder Zeit für ehrenamtliche Arbeit. Mit „Engineers without Borders“ setzte sie Projekte in Nepal (Ilam) und Tansania (Moshi) um, entwickelte dort effiziente Kochöfen aus lokalen Baumaterialien und bildete lokale Handwerker aus.

TUM Alumna Ulrike Dackermann

TUM Alumna Ulrike Dackermann während ihrer ehrenamtlichen Arbeit in Tansania. (Bild: Privat).

Ich dachte immer, der Doktor und die akademische Arbeit wären nichts für mich. Aber da lag ich falsch.

Ulrike Dackermann

Nach ihrem Doktor forschte sie als Postdoc weiterhin an der UTS, bevor sie 2014 auch Dozentin wurde. Knapp drei Jahre später wechselte Ulrike Dackermann an die University of South Wales in Sydney (UNSW), die als Australiens beste Universität im Bereich Bauingenieurwesen gilt. „Ich wollte mich weiterentwickeln”, sagt die TUM Alumna über ihre damalige Entscheidung. Ihr jetziger Forschungs- und Lehrschwerpunkt lässt sich in zwei Standbeine teilen: auf der einen Seite steht die Integration der modernen Technologie der Künstlichen Intelligenz, auf der anderen die Transformation des traditionellen Holzbaus. „Das hält mich in Balance”, sagt die TUM Alumna und grinst. Sie befasst sich unter anderem damit, wie künstliche Intelligenz bei der Überwachung von Bauwerkszuständen helfen kann. In ihrem Labor wartet deshalb gerade eine kleine Holzbrücke auf sie, die nach und nach zerstört wird. „Ich bin ein sehr praxisorientierter Mensch. Deshalb habe ich mir immer gedacht, der Doktor und die akademische Arbeit wären nichts für mich. Aber da lag ich falsch. Man kann forschende Akademikerin sein und trotzdem praxisorientierte Ingenieurin bleiben.”

Erinnerungen an die Studienzeit: Der Zeichensaal der Bauingenieure

Die Blue Mountains, in denen die TUM Alumna mit ihrer Familie wohnt, liegen ungefähr zweieinhalb Zugstunden von der UNSW entfernt. Circa zweimal die Woche fährt die Dozentin für ihre Vorlesungen und Forschung nach Sydney, die restliche Zeit helfen die drei Bildschirme in ihrem Homeoffice. Viele ihrer Studierenden kommen aus dem asiatischen Raum, vor allem aus China und Indien, manchmal bekommt sie Mooncakes von ihnen – als kleines Dankeschön. Das erinnert Ulrike Dackermann dann immer auch an ihre Studienzeit an der TUM. Sie hat den Dozenten und Dozentinnen zwar kein Gebäck mitgebracht, aber geschätzt hat sie die Lehre trotzdem. Die Vorbereitung dafür fand vor allem an einem Ort statt: dem Zeichensaal. Ein lang gestreckter Saal in der Arcisstraße, mit Kühlschrank, Postern und ihren „Uni-Jungs”, wie die TUM Alumna sie nennt. In ihrem Diplomstudiengang war sie eine von wenigen Frauen. Sie erinnert sich noch daran, dass ihre männlichen Kommilitonen vor allem Poster mit Frauenmotiven aufhängten – da sorgte sie gerne für etwas Gleichberechtigung an der Wand. Die Stimmung war gut. „Ich hatte als TUM Studentin ziemlich viel Spaß”, erinnert sich Ulrike Dackermann. Es wurde gelernt, gefeiert, gelitten – und dass immer zusammen.

Ich will den Kontakt mit der TUM halten

Ulrike Dackermann

Die Uni-Jungs gibt es immer noch. Wenn Ulrike Dackermann in München ist, trifft sie sich bis heute mit ihnen. Kurz nach ihrem Abschluss wurde sie zum 10.000 Mitglied des weltweiten Alumni-Netzwerks. Inklusive einer Einladung zum Mittagessen vom damaligen Präsidenten der TUM Wolfgang A. Herrmann. „Ich fand es damals wirklich nett, wieder im Kontakt mit der TUM zu sein und will diesen auch weiterhin halten”, sagt Ulrike Dackermann. Irgendwann vielleicht auch wieder vor Ort. Der Umzug nach München ist weiterhin Teil des Gesamtplans, auch wenn Australien schon lange kein Zwischenstopp mehr ist.
TUM Alumna Ulrike Dackermann

Ulrike Dackermann (Bild: UNSW)

Dr. Ulrike Dackermann

Diplom Bauingenieurwesen 2003

Ulrike Dackermann hat das Bauingenieurwesen im Blut: Vom Bruder, über die Eltern bis zum Großvater sind alle im Ingenieursberuf gelandet. Studiert hat sie diesen an der TUM.

Nach ihrem Abschluss machte die TUM Alumna ihren Doktor an der University of Technology in Sydney, Australien. Dort war sie von 2011 bis 2014 Postdoc und anschließend bis 2016 auch Dozentin, bis sie 2017 an die University of South Wales wechselte. Hier lehrt sie an der School of Civil and Environmental Engineering und am Centre for Infrastructure Engineering and Safety (CIES). Ihre Expertise setzte sie mehrfach bei ehrenamtlichen Projekten von Engineers Without Borders in Tansania und Nepal ein.

Ulrike Dackermann registrierte sich nach ihrem Studium als 10.000 Mitglied des Alumni-Netzwerkes der TUM, das über 140 Länder umspannt und mittlerweile mehr als 100.000 Mitglieder zählt.