TUM Ambassador Shobhana.

TUM Ambassador Shobhana Narasimhan (Bild: Privat).

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TUM Ambassador Shobhana Narasimhan
„Wir teilen die gemeinsame Sprache der Wissenschaft”
28. Nov. 2025  |  
Lesezeit ca. Min.
TUM Ambassador Shobhana Narasimhan hat ihr Leben der Wissenschaft und der Gleichstellung in der Wissenschaft verschrieben. Leidenschaftlich erforscht sie Materialien im Nanometer-Maßstab und setzt sich für die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern, Nationalitäten, Religionen und Kasten ein.
Schon als Kind verbrachte Professorin Dr. Shobhana Narasimhan durch die Auslandstätigkeit ihres Vaters, eines bekannten indischen Mathematikers, einige Zeit in den USA, in England und in Frankreich. „Dadurch lernte ich die vielen ausländischen Mitarbeiter und Freunde meines Vaters kennen“, erklärt sie. „Das hat mir früh gezeigt, wie bereichernd ein multikulturelles Netzwerk sein kann.“

Die Physik mochte Shobhana Narasimhan in ihrer Kindheit nicht. Sie interessierte sich für englische Literatur. Doch als sie als Teenager eine Radiosendung über Einstein gestalten sollte, änderte sich dies schlagartig. „Die Quantenmechanik und Relativitätstheorie zogen mich sofort in ihren Bann“, erinnert sie sich. „Seither bin ich von Theoretischer Physik fasziniert.“

DOPPELTER GEWINN

Nach Abschluss ihres Studiums in Physik am Indian Institute of Technology in Bombay ging Shobhana Narasimhan an die Harvard University in die USA. Dort fand sie zu dem Fachgebiet, auf dem sie heute international führend ist: den rechnergestützten Nanowissenschaften. Seit 1996 ist sie Professorin für Theoretical Sciences am Jawaharlal Nehru Centre for Advanced Scientific Research in Bangalore, Indien.

Unser Ziel ist es, Frauen dabei zu helfen, ein Unterstützungsnetzwerk für ihre Zukunft zu knüpfen.

TUM Ambassador Shobhana Narasimhan

Bekannt ist Shobhana Narasimhan für ihre Arbeiten zur Erklärung der berühmten Fischgrätenstruktur der Gold(111)-Oberfläche. Ebenso hat sie sich in Fachkreisen einen Namen durch ihre Berechnungen der thermischen Eigenschaften von Metallen oder die Anwendung der Quantenmechanik zur Entwicklung neuartiger Nanomaterialien gemacht. „Eigentlich betreibe ich Wissenschaft hauptsächlich wegen der intellektuellen Befriedigung“, gesteht sie. „Doch mir gefällt die Tatsache, dass meine Forschung Anwendung in Bereichen wie saubere Energie, Quantenberechnung und Katalyse findet und damit einen Nutzen für die Gesellschaft hat.“

WERTVOLLES NETZWERK

Einen großen persönlichen und wissenschaftlichen Mehrwert zog Shobhana Narasimhan aus ihrer Zeit als Anna Boyksen Fellow am TUM-IAS in den Jahren von 2020 bis 2023. Zu verdanken hatte sie den Forschungsaufenthalt nicht zuletzt ihrem großen internationalen Netzwerk. Denn zu einer Bewerbung um das Forschungsstipendium angeregt hatten sie Dr. Eva Sandmann, die Beauftragte für die Gleichstellung von Frauen an der TUM, und TUM-Professor Johannes Barth – der Entdecker der Fischgrätenstruktur der Gold(111)-Oberfläche, mit deren theoretischer Erklärung Shobhana Narasimhan einst die Fachwelt auf sich aufmerksam machte. Seit ihrem ersten Treffen in den 1990er Jahren in Berlin blieben die beiden Spitzenwissenschaftler in Kontakt und konnten so Jahrzehnte später erneut gemeinsam forschen – diesmal an der TUM.

In der Physik konnte die Gruppe von Johannes Barth gemeinsam mit Shobhana Narasimhan und ihren vier Studierenden einen besseren Einblick in Nanosysteme gewinnen. Auch in der Fokusgruppe „Building Bridges to Promote Gender Inclusivity in Science“ war die Zusammenarbeit erfolgreich. Gemeinsam mit Eva Sandmann organisierten sie zum Thema „Frauen in der Wissenschaft in den Entwicklungsländern“ einen Workshop. Wissenschaftlerinnen aus Deutschland und der ganzen Welt kamen dadurch an der TUM zusammen. „Wir unterstützten die Frauen dabei, Kontakte und Kooperationen an der TUM aufzubauen“, erklärt Shobhana Narasimhan. „Unser Ziel war es, ihnen zu helfen, eine Gemeinschaft zu bilden, die in Zukunft als Unterstützungsnetzwerk fungiert.“

GEMEINSAME SPRACHE

Die Arbeit an Gleichberechtigung treibt Shobhana Narasimhan schon Jahre um. „Ich glaube fest an Gleichberechtigung, sei es zwischen den Geschlechtern, Nationalitäten, Religionen oder Kasten“, sagt sie. „Ebenso glaube ich an die Wissenschaft als eine Kraft des Rationalismus, des Universalismus, der Aufklärung und der Gerechtigkeit, die einen ausgleichenden Effekt haben kann.“

Vor ihrem Aufenthalt an der TUM machte Shobhana Narasimhan die Erfahrung, dass eine Zusammenarbeit von Forschergruppen aus Europa und Indien nicht so selbstverständlich ist, wie es sein sollte. „Ich bin sehr darüber erfreut, dass Johannes Barth und die TUM sich darin einig sind, dass interessante Wissenschaft keine Grenzen kennt und auch aus Entwicklungsländern hervorgehen kann“, betont sie. Diese Internationalität ist für Shobhana Narasimhan einer der vielen Vorzüge an der Wissenschaft. „Es mag kulturelle Unterschiede geben, doch wir teilen die gemeinsame Sprache der Wissenschaft. Ich bin glücklich, Freunde und Kolleginnen an der TUM – und auf der ganzen Welt zu haben.“

TUM Ambassador Shobhana.

TUM Ambassador Shobhana Narasimhan (Bild: Privat).

Prof. Dr. Shobhana Narasimhan

TUM Ambassador 2025

 

Shobhana Narasimhan erwarb einen Master in Physik am Indian Institute of Technology in Bombay, Indien sowie einen Master und den PhD an der Harvard University in den USA. Seit 1996 ist sie Professorin für Theoretical Sciences am Jawaharlal Nehru Centre for Advanced Scientific Research in Bangalore, Indien. Sie unterrichtet weltweit Festkörperphysik und Dichtefunktionaltheorie, mit besonderem Schwerpunkt auf Afrika. Sie war Gastwissenschaftlerin an zahlreichen Institutionen, darunter die Universität Cambridge und die Université de Paris-Diderot. In den Jahren von 2020 bis 2023 war sie Anna-Boyksen-Stipendiatin am TUM-IAS.

Shobhana Narasimhan ist internationales Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Science und Fellow der American Physical Society. Sie war Mitglied in mehreren nationalen und internationalen Ausschüssen zur Förderung von Frauen in der Wissenschaft, so bei der IUPAP und der indischen Regierung. Seit 2013 führt sie Workshops zur Karriereentwicklung für Frauen in der Physik am Abdus Salam International Centre for Theoretical Physics in Triest, Italien, und am ICTP-EAIFR in Kigali, Ruanda, durch. 2024 wird sie von TUM Präsident Thomas F. Hofmann für ihr bemerkenswertes und breitgefächertes Engagement als TUM Ambassador ausgezeichnet.