Johannes Lochner Olympiasieger

Olympiasieger und TUM Alumnus Johannes mit seinen zwei Silbermedaillen, welche er im Zweierbob und im Viererbob bei den Olympischen Spielen 2022 in China gewann (Bild: BSD/Viesturs Lacis).

Alumni Sportler
Olympiasieger Johannes Lochner
„Man muss das Ziel immer vor Augen haben“
05. Apr 2022  |  
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Schon lange hatte TUM Alumnus Johannes Lochner (Bachelor Elektrotechnik und Informationstechnik 2015, Master 2021) auf die Olympischen Spiele hingearbeitet. 2018 in Pyeongchang landete er mit seinem Team auf Platz 8, vier Jahre später dann stand er auf dem ersehnten Treppchen und konnte seinen Erfolg kaum glauben: Sowohl im Zweierbob als auch im Viererbob gewann Johannes Lochner – beide Male zusammen mit Anschieber und TUM Student Florian Bauer – die Silbermedaille. Im Interview erzählt er, wie man Olympiasieger wird und den Profisport mit einem Vollzeitstudium verbindet.
Herzlichen Glückwunsch zum Olympiasieg, lieber Herr Lochner. Was ist das für ein Gefühl, mit zwei Medaillen im Koffer aus Peking zurückzukommen?
Vielen herzlichen Dank! Wir können es selber immer noch kaum fassen, was dort in Peking passiert ist und dass wir nun wirklich zwei Medaillen mit nach Hause bringen konnten.
War dies die bisher größte Herausforderung, die Sie gemeistert haben?
Die größte Herausforderung ist bei mir seit Jahren schon das zeitliche Management. Einen guten Uni-Abschluss zu absolvieren und gleichzeitig Profisport erfolgreich zu betreiben, erfordert sehr große Opfer im Privatleben. Um den eigenen Ehrgeiz zu befriedigen, muss man leider oft auf Kosten von Anderen Prioritäten setzen. Das fällt mir natürlich auch nicht immer leicht.
Allein die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist für jeden Sportler eine große Herausforderung. Sie haben dies neben dem Studium gemacht. Wie haben Sie sich auf Olympia vorbereitet?
Ich wusste, dass ich meine Masterarbeit vergangenen Sommer absolvieren muss, um beruhigt und mit freiem Kopf in die Olympia-Saison starten zu können. Ansonsten stand selbstverständlich sehr viel konsequentes Athletiktraining und Bob-Basteln auf dem To-Do-Plan.

Johannes Lochner und Florian Bauer beim Zweierbob Start (Bild: Viesturs Lacis)

2018 hatte es noch nicht zu einer Medaille gereicht, 2022 haben Sie gleich zwei Medaillen gewonnen. Was haben Sie dieses Mal anders gemacht?
Aus Pyeongchang 2018 kam ich schon sehr geknickt zurück, und ich wusste, dass ich definitiv etwas ändern muss, um in Peking erfolgreich sein zu können. Die größte Rolle spielt meine mentale Einstellung, an der ich sehr gearbeitet habe. Darüber hinaus sind für mich mein privates Backup und Harmonie im Team extrem wichtig. Wenn ich weiß, dass Zuhause alles okay ist, ich mich super mit meinen Teamkollegen verstehe und der Druck endlich weg ist, meinen akademischen Abschluss zu bewältigen, dann reicht es anscheinend auch gleich für zwei Medaillen. Außerdem habe ich mich in Korea nicht wohl gefühlt und bin mit der Bahn nicht so gut zurechtgekommen, dies war von Anfang an in China deutlich besser.
Was ist Ihrer Meinung nach die wichtigste Eigenschaft, um sportlich erfolgreich zu sein, eben z.B. beim Bobfahren?
Meiner Meinung nach sind die wichtigsten Eigenschaften für einen sportlichen Erfolg die Willenskraft, das Bestmögliche aus seinem Körper rauszuholen, sich durchzubeißen, auch wenn es mal eine Durststrecke gibt, und immer das Ziel vor Augen zu haben. Selbstverständlich gehören für den Bobsport auch viele motorische Voraussetzungen dazu: Schnellkraft, Maximalkraft, Reaktionsgeschwindigkeit und ein gewisses Talent an den Lenkseilen.
Lochner und Bauer

Bild: BSD/Viesturs Lacis

Anschieber Florian Bauer und Sie studieren beide an der TUM. Tauschen Sie sich beim Training auch mal übers Studium aus?
Florian Bauer und ich tauschen uns während der Saison nur ab und zu mal über unsere Studien aus. Im Winter ist der Fokus zu 100 Prozent auf das Bobfahren gelegt.
Lochner und Bauer

Siegerehrung von Johannes Lochner und Florian Bauer (Bild: Viesturs Lacis).

Wie geht es nun nach Olympia für Sie weiter? Und was machen Sie im Sommer?
Aktuell muss ich erstmal die Ereignisse sacken lassen, erst dann geht es an die Planung meiner weiteren Zukunft. Diesen Sommer möchte ich in vollen Zügen genießen und ohne Zeitdruck mal wieder in den Urlaub fahren. Außerdem freue ich mich riesig darauf, ebenfalls im Sommer einen Grundstein für mein weiteres Arbeitsleben setzen zu können. Ob ich kommende Saison nochmal in den Bob steigen werde, stellt sich erst noch heraus.
Johannes Lochner

Johannes Lochner (Foto: IBSF- Viesturs Lacis).

Johannes Lochner

B.Sc. 2015 und Master 2021 in Elektrotechnik und Informationstechnik

Johannes Lochner hat an der TUM Elektrotechnik und Informationstechnik (Bachelor 2015, Master 2021) studiert. Zum Studium gehörte für den Schönauer auch das Bobfahren, und den Profisport hat er sehr erfolgreich nebenbei betrieben.

Er wurde mehrfach bei Europa- und Weltmeisterschaften mit Medaillen ausgezeichnet und gewann 2022 bei den Olympischen Spielen in Peking mit seinem Team jeweils die Silbermedaille im Zweier- und im Viererbob. Wie er das Changieren zwischen Universität und Hochleistungssport gemeistert hat, lesen Sie auch in der Alumni-Geschichte von 2018.