Franz Kapsner TUM Alumnus

Franz Kapsner (Bild: privat)

Alumni-Engagement
Berater und Coach Franz Kapsner
„Ziel sollte es sein, die Angst in Vorfreude zu wandeln“
05. Apr 2022  |  
Lesezeit ca. Min.
In seiner Tätigkeit als Coach hilft TUM Alumnus Franz Kapsner (Diplom Mathematik 1977) anderen Menschen dabei, Veränderungen anzugehen und neue Herausforderungen zu meistern. Er präsentiert Optionen für jede Lebensphase und hilft, Talente, Neigungen sowie Fähigkeiten zu erkennen und diese auszuleben. KontakTUM hat den langjährigen Mentor zur Herausforderung Ruhestand befragt.
Sie haben lange Zeit Berufseinsteiger beraten. Was sind denn die Gemeinsamkeiten der Herausforderungen Berufseinstieg und Berufsausstieg = Ruhestand, und worin unterscheiden Sie sich?
Eine Gemeinsamkeit besteht darin, dass den jeweiligen Personen eine tiefgreifende Änderung in ihrem Alltag bevorsteht. Die Berufseinsteiger stehen – wie die Bezeichnung schon ausdrückt – vor den Einstieg in ihr Erwerbsleben. Nach der Ausbildung sind sie bereit, ihren Beitrag für ihre eigene Zukunft und das Gemeinwesen zu liefern. Die angehenden Ruheständler dagegen beenden ihre Arbeitsphase. Für beide ändert sich ihr Alltag in seiner Ablaufstruktur ganz grundlegend.

Ein gravierender Unterschied besteht schon einmal in Bezug auf das Lebensalter. Hier sind die Perspektiven sehr unterschiedlich. Die Jungen brechen auf in eine Lebensphase des Gestaltens – einem Lebenshöhepunkt zustrebend. Dagegen haben die Berufsaussteiger in der Regel meist die „hohe“ Zeit ihres Lebens hinter sich.

Ein weiterer Unterschied besteht in der finanziellen Situation der beiden Gruppen: Die Berufseinsteiger werden sich in der Regel ein Polster für ihren späteren Ruhestand aufbauen und die Aussteiger werden diese hoffentlich ausreichende Vorsorge genießen.

Was raten Sie einem Menschen, der Angst hat vor seinem ersten Tag im Ruhestand?
Angst vor dem Ruhestand zu haben, ist durchaus verständlich, denn es steht eine massive Veränderung des gewohnten Alltags bevor, mit dem man sich in der Vergangenheit trefflich arrangiert hatte. Ziel sollte es eigentlich sein, diese Angst oder Beklemmung in eine Vorfreude zu wandeln. Wie schafft man das?

Es muss die innere Einstellung für diesen Schritt vorbereitet sein: Man muss zunächst die Unausweichlichkeit des Endes des Erwerbslebens akzeptieren. Das ist nicht einfach, wird aber dadurch erleichtert, dass man sich mental auf die neue, nun anstehende Lebensphase vorbereitet.

Darüber hinaus ist es notwendig, die Ängste zu identifizieren und deren Relevanz zu bewerten. Kreativität ist gefordert, für jede der Ängste eine potenzielle Gegenmaßnahme oder Bewältigungsstrategie zu entwickeln. Beispiele hierfür könnten z.B. die Angst vor der Einsamkeit (Verlust der sozialen Kontakte aus dem Berufsleben) oder die aufkommende Langeweile des Ruhestandes sein. Hier hilft, entschlossen nach Alternativen zu suchen, zum Beispiel ein Ehrenamt zu übernehmen.
Sich mental auf den anstehenden Wandel einzustellen, ist eine Grundvoraussetzung, um die Angst zu mindern. In vielen Fällen entsteht dadurch sogar eine Vorfreude auf das Neue und diese lässt sich dann vortrefflich ausbauen.

Was war die für Sie persönlich größte Herausforderung, und wie haben Sie sie gemeistert?
Da ich mich selbständig machen wollte und deshalb vorzeitig aus dem Erwerbsleben ausgeschieden bin, war es eine meiner größten Herausforderungen, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Nach einer überaus erfolgreichen Laufbahn als R&D-Manager in der IT sammelte ich in den letzten Berufsjahren viel Erfahrung im Personalbereich. Meine Aufgabe bestand darin, Personen, deren Arbeitsplatz gefährdet oder gar verloren gegangen war, neue Perspektiven zu erschließen. Für viele dieser Betroffenen galt es, sie in der Phase der beruflichen Neuorientierung durch Vermittlungsmaßnahmen zu unterstützen. Dadurch kam ich mit meinem heutigen Thema „Ruhestandsvorbereitung“ verstärkt in Berührung und kann Menschen heute besser denn je zu diesem Thema beraten.
Franz Kapsner

Franz Kapsner (Bild: privat)

Franz Kapsner

Diplom Mathematik 1977

 

Franz Kapsner hat an der TUM Mathematik studiert und 1977 sein Diplom gemacht. Er hat über 30 Jahre lang in der Industrie gearbeitet, bevor er sich als Berater und Coach selbständig gemacht hat.

Er engagiert sich bei TUM Mentoring von Alumni für Studierende und hat als Mentor bislang sieben Studierende und Alumni der TUM begleitet. Heute berät er vor allem Menschen beim Übertritt vom Berufsleben in den Ruhestand.