
Francisco Obreque ist Lead Rural Development Spezialist bei der Weltbank. Er hat 2000 seine Promotion an der TUM am Lehrstuhl für Bodenordnung und Landentwicklung abgeschlossen (Bild: World Bank Photography Services).
„An der TUM habe ich interdisziplinäres Arbeiten gelernt”
LÄNDLICHE ENTWICKLUNG FÖRDERN
Der Spezialist für Entwicklungszusammenarbeit erzählt von einem Projekt in Malawi: „Das kleine Land in Südostafrika ist sehr arm, und mehr als 70 Prozent der Bevölkerung arbeitet in der Landwirtschaft. Oft reicht die Ernte aber nur für den Eigenbedarf. Wir wollten Bäuerinnen und Bauern dabei unterstützen, sich genossenschaftlich zu organisieren und ihre Produkte gemeinschaftlich zu verkaufen.“ Viele Dinge mussten dafür angepackt werden: der Zugang zu Wasser, die gerechte Verteilung von Land und der Aufbau von Strukturen für die Genossenschaften. „Für Projekte wie das in Malawi arbeiten wir mit lokalen Regierungen und Partnerinnen und Partnern zusammen, die das Land und seine Bedingungen kennen.“
Der TUM Alumnus kam nach Malawi, als das Projekt gerade in einer Krise steckte. Mit viel Einsatz von seinem Team der Weltbank, der lokalen Regierung, den Landwirtinnen und Landwirten und weiteren Partnerinnen und Partnern wurde das Projekt dann doch erfolgreich. Richtig erfolgreich. Wenn er davon spricht, leuchten Francisco Obreques Augen: „Als ich gekommen bin, waren es acht Gruppen mit Bäuerinnen und Bauern, die sich genossenschaftlich organisiert haben. Drei Jahre später waren es 300 Gruppen, die ihre Produkte an 100 Unternehmen verkauft haben. Insgesamt haben jetzt über 100.000 Menschen mit ihren Familien ein geregeltes Einkommen. Mich freut es immer besonders, wenn wir so auch Frauen unterstützen und wenn Kinder endlich die Schule besuchen können.“
VON CHILE NACH MÜNCHEN
Auch Francisco Obreque profitierte von einer finanziellen Unterstützung und weiß, wie diese Menschen weiterbringen. Zwischen Mitte und Ende der 1990er Jahre studierte er Agrartechnik an der Pontifica Universidad Católica de Chile. Deutschland und München kannte er damals noch nicht. Das änderte sich, als die TUM die neue Partneruniversität seiner chilenischen Hochschule wurde. „Ich wollte unbedingt ins Ausland und andere Kulturen kennenlernen. Deshalb war ich sofort begeistert, als mir ein Professor erzählt hat, dass es die Möglichkeit gibt, in München zu forschen.“ Kurze Zeit später flog er nach München. „Ich wurde sehr herzlich empfangen. Das hat es mir leicht gemacht, mich zu orientieren und in Deutschland anzukommen. Mein Betreuer an der TUM hat mir auch dabei geholfen, ein DAAD-Stipendium zu bekommen.“

Francisco Obreque freut sich besonders, wenn durch die finanzielle Förderung der Projekte auch die Situation der Frauen und Kinder verbessert werden kann (Bild: Teddie Nakhumwa).
Es war ein Privileg, an der TUM promovieren zu dürfen. Hier habe ich gelernt, interkulturell und interdisziplinär zu arbeiten.
Auch der Zweitbetreuer seiner Dissertation spielte eine wichtige Rolle im Leben von Francisco Obreque. Dieser wurde Agrarminister in Chile und bot dem TUM Alumnus nach der Promotion einen Job als seinen Berater an. Francisco Obreque sagte zu. Von den Erfahrungen, die er dort gesammelt hat, profitiert er noch heute. „Bei meinem aktuellen Job habe ich viel mit Ministerien und Behörden verschiedener Ländern zu tun. Mir hilft es sehr, dass sich selbst in einem Ministerium gearbeitet habe und die Abläufe kenne.“
INTERNATIONALES ARBEITEN
In wie vielen Ländern hat er schon gearbeitet? Da muss er erst mal zählen: „Meine Abteilung mit 230 Expertinnen und Experten verantwortet 90 Projekte in 24 Länder. Ich habe beruflich in drei Ländern gelebt und in über zehn gearbeitet, unter anderem in Bolivien, Argentinien und Malawi.“ Francisco Obreque spricht Spanisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch. In München hat er auch Deutsch gelernt, das sei jetzt aber etwas eingerostet, gibt er zu. „Wenn ich sehr ländlichen Gegenden in Afrika arbeite, komme ich manchmal auch mit Französisch und Englisch nicht mehr weiter. Dann kommuniziere ich mit Händen und Füßen“, sagt er lachend.
Sich schnell auf andere Menschen und Kulturen einzulassen, ist für den TUM Alumnus eine der wichtigsten Fähigkeiten, die er täglich braucht. Studierenden, die sich für eine Position in einer internationalen Organisation und bei NGOs interessieren, rät er deshalb: „Lernt Sprachen und sammelt im Rahmen von Auslandsemestern und Praktika interkulturelle Erfahrungen.“ Ein Abschluss einer renommierten Universität könne ein Türöffner sein, aber auch praktische Erfahrungen seien wichtig. „Wenn ich eine Bewerbung bekomme, will ich sehen, dass die Person echte Probleme lösen kann – nicht nur auf akademischem Level, sondern ganz praktisch und mit hochgekrempelten Ärmeln.“

Mit seinem Team arbeitet er für landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte in Malawi (Bild: Teddie Nakhumwa).
Promotion Bauingenieurwesen und Geodäsie 2005
Francisco Obreque hat seine Doktorarbeit bei TUM-Professor Dr. Holger Magel geschrieben, dem damaligen Inhaber des Lehrstuhls für Bodenordnung und Landentwicklung. Nach seiner Promotion hat er als Berater des chilenischen Agrarministers gearbeitet. Nach weiteren Stationen bei einer Agentur für Agrarentwicklung, dem United Nations Development Programme (UNDP) und einer Förderbank, ist Francisco Obreque seit 2012 für die Weltbank tätig. Als Lead Rural Development Spezialist ist er Berater des Direktor für nachhaltige Entwicklung im östlichen und südlichen Afrika und betreut Projekte in den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Klima, Wasser und soziale Teilhabe.