
Dr. Marwa El Hefnawy arbeitet heute beim Konzern Huawei. Neben ihrer erfolgreichen Karriere engagiert sie sich aber auch als Mentorin im Netzwerk der TUM (Foto: Privat).
Die Ingenieurin Dr. Marwa El Hefnawy hat viele ihrer eigenen Ziele längst erreicht. Im Jahr 2015 schloss sie ihre Promotion in Elektrotechnik an der TUM ab. Schon während der Promotion arbeitete sie auch in der Industrie, bei der japanischen Firma Docomo. Nach ihrem Abschluss machte sie bei Intel, Apple und zuletzt Huawei Karriere.
Neben ihrer Arbeit engagiert sie sich in außerordentlichem Umfang als Mentorin für junge Wissenschaftlerinnen. Sie ist globale Botschafterin und EU-Advisory-Board-Präsidentin der „Society of Woman Engineers“ und unterstützt als Mentorin und Career-Coach Nachwuchs-Wissenschaftlerinnen an ihrer Alma Mater.
Ich möchte der TUM-Community etwas Gutes zurückgeben, weil ich dort eine der schönsten Zeiten meines Lebens hatte.
SELBSTBEWUSSTSEIN STÄRKEN
Aus ihrer eigenen Erfahrung als Wissenschaftlerin weiß sie, wie wichtig sich Zuspruch in manchen Momenten anfühlen kann. „Oft geht es nur darum, daran zu erinnern, dass am Ende des Tunnels wieder Licht ist.“ In schwierigen Momenten also die jungen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen in ihrem Selbstbewusstsein zu bestärken.
„Die Promotionsphase gehört zu einer der stressigsten Phasen im Leben“, sagt Marwa El Hefnawy dazu. Gleichzeitig, so ist sie überzeugt, lernt man in dieser Phase wichtige Soft Skills, die auch für eine Karriere in der Industrie später wichtig sind: Zeitmanagement, Teamwork, Projektmanagement, den Umgang mit Abgabedruck, Erwartungen und Stress. Als Mentorin kann sie ihren Mentees diesbezüglich einiges mitgeben.
Die TUM Alumna hat selbst erlebt, welchen Unterschied ein guter Mentor oder eine gute Mentorin im Leben machen kann. Nach ihrem Master an der Universität Ulm empfahl sie der Professor, der ihre Abschlussarbeit betreute, für die Stelle bei der Firma Docomo, die mit einer Promotion an der TUM verbunden war.
Während ihrer Promotionszeit wurde Prof. Dr. Gerhard Kramer zu ihrem Mentor: Er hat den Lehrstuhl für Nachrichtentechnik an der TUM inne und ist heute Geschäftsführender Vizepräsident für Forschung und Innovation an der TUM. Sein Zuspruch trug sie auch durch die schwierigen Phasen der Dissertation. „Er motivierte mich, immer dranzubleiben, auch wenn die Ergebnisse einer Versuchsreihe einmal anders waren als erhofft“, sagt die TUM Alumna heute.
UNTERSTÜTZUNG FÜR INGENIEURINNEN
Später im Berufsleben spielten wieder Mentorinnen und Mentoren eine wichtige Rolle für Marwa El Hefnawy, weil sie sie motivierten, sich für neue Themenfelder zu öffnen und sich auf Positionen zu bewerben, die nicht strikt zu ihrem Lebenslauf passten. Auch deswegen würde sie jungen Ingenieurinnen immer empfehlen, sich nach dem Wechsel in die Wissenschaft gezielt Mentoren und Mentorinnen zu suchen. „Diese Menschen glauben an einen, haben schon ein größeres Netzwerk und können damit auch andere Türen öffnen“, sagt sie.
Gerade für Ingenieurinnen kann diese Form gegenseitiger Unterstützung einen großen Unterschied machen, glaubt Marwa El Hefnawy, weil die Branche noch immer von Männern geprägt ist: „Man kann als Frau in diesem Feld leicht unterschätzt werden, obwohl man die richtige Ausbildung, Erfahrung und die richtigen Fähigkeiten für den Job hat.“
Auch wenn man sich als Frau manchmal allein fühlen könne in diesem Umfeld, sei man es aber nicht: „Allein über die Society of Women Engineers sind mehr als 70 000 Ingenieurinnen auf der ganzen Welt vernetzt.“ Auch über das Mentorenprogramm der TUM fände man leicht gute Unterstützung, wenn man den Rat anderer Ingenieurinnen suche.
Einer ihrer wichtigsten Ratschläge an junge Ingenieurinnen, die in der Industrie aufsteigen wollen: Dass man lernen müsse, die Ergebnisse der eigenen Arbeit gut zu vermitteln. „Man kann so tolle Resultate erzielen, wie man nur will – wenn man keine Werbung für seine Arbeit macht und diese nicht gut kommuniziert, geht man schnell unter“, sagt sie dazu.
SICH SELBST FEIERN
Ein weiterer wichtiger Ratschlag: zu verstehen, dass man für gute Arbeit nicht automatisch nach einiger Zeit mit einer Beförderung belohnt werde. „Nur gute Führungspersonen haben das im Blick“, sagt sie. Stattdessen müsse man selbst sehr darauf achten, dass man das eigene Ziel nicht aus den Augen verliere. Dafür müsse man das große Ziel auf realistische Zwischenschritte herunterbrechen, empfiehlt die TUM Alumna – auch um frühzeitig gegensteuern zu können, wenn man ein Zwischenziel nicht erreiche: „Dann kann man schon an diesem Punkt überlegen, was die Probleme sind und ob ein anderes Verhalten oder ein anderes Arbeitsumfeld zum Ziel führen würden.“
Noch wichtiger sei aber, sich selbst dafür zu feiern, wenn man ein selbstgestecktes Ziel erreiche. Denn schwierige Momente – privat oder beruflich – gäbe es in erfolgreichen Karrieren genug. „Das möchte ich jungen Wissenschaftlerinnen immer sagen: Der Weg ist nicht leicht oder rosig“, sagt die TUM Alumna, „es geht bei einer Karriere also hauptsächlich darum, wie man mit Hindernissen umgeht. Und wir müssen anderen Frauen von diesen Rückschlägen erzählen, damit sie an denselben kritischen Punkten nicht aufhören.“
Einer der kritischen Punkte in Marwa El Hefnawys Leben: Keinen gemeinsamen Alltag mit ihrer Familie in Ägypten haben zu können, weil sie für ihre Karriere nach Deutschland gezogen ist. Entsprechend wichtig war es ihr, sich in Deutschland eine zweite Heimat aufzubauen – mit Freundinnen und Freunden, ihrem ehrenamtlichen Engagement, ihren Hobbys. Auf die Frage, welchen Tipp sie sich selbst in jungen Jahren gegeben hätte, sagt sie deswegen auch: Niemals zu vergessen, dass es Punkte im Leben gibt, die mindestens genauso wichtig sind wie die Arbeit.

(Foto: Astrid Eckert).

Dr. Marwa El Hefnawy arbeitet heute beim Konzern Huawei. Neben ihrer erfolgreichen Karriere engagiert sie sich aber auch als Mentorin im Netzwerk der TUM (Foto: Privat).
Promotion Elektrotechnik 2015
Dr. Marwa El Hefnawy ist in Kairo aufgewachsen und lebt heute in München. Sie machte ihren Bachelor of Science in Electrical Engineering and Information Technology an der Deutschen Universität in Kairo und schrieb ihre Bachelorarbeit an der Universität Stuttgart. Für ihren Master of Science in Kommunikationstechnik wähle sie die Universität Ulm und wurde bei ihrem Studium mit einem Stipendium des DAAD unterstützt. 2015 schloss sie ihre Promotion im Fach Elektrotechnik an der TUM ab. Ihr Doktorvater war der heutige Vizepräsident für Forschung und Innovation Prof. Dr. Gerhard Kramer. In dieser Zeit arbeitete sie bei der Firma Docomo an der Einführung des 5G-Mobilfunkstandards mit. Nach ihrer Promotion begann sie bei den Technikkonzernen Intel und Apple eine erfolgreiche Karriere in der Industrie. Heute ist sie Senior Technology Cooperation and Planning-Managerin beim Konzern Huawei.
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