TUM Alumnus und 1. Bürgermeister von Berchtesgaden, Franz Rasp, mit dem bayerischen Staatsminister des Innern, Joachim Hermann, und dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (v. r.).

Im Januar 2019 gab es in den bayerischen Alpen im Berchtesgadener Land Schneemassen wie kaum zuvor. V. r.: Der 1. Bürgermeister von Berchtesgaden, Franz Rasp, machte sich mit Joachim Hermann, Bayerischem Staatsminister des Innern, und dem ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer direkt vor Ort ein Bild von der Lage (Bild: Markt Berchtesgaden).

Alumni in der Politik
Bürgermeister Franz Rasp
„Ich war ein absoluter Quereinsteiger“
29. Jul 2019  |  
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Für Politik hatte sich TUM Alumnus und Bürgermeister Franz Rasp nie interessiert. Aber für die Menschen wollte er sich einsetzen. Im Studium hat der Bauingenieur Vieles gelernt, das ihm hilft, seine vielfältigen Aufgaben zu meistern.
Im Berchtesgadener Land wuchs Franz Rasp auf dem Bauernhof auf. Technik interessierte ihn schon immer. Als Kind baute er mit seinem Freund Baumhäuser und Staudämme. Der höchste Staudamm am nahegelegenen Bach war gut zwei Meter hoch, da war Franz Rasp elf Jahre alt. In der engeren Auswahl für das Studium standen Bauwesen und Maschinenbau. Franz Rasp entschied sich für das Bauingenieurwesen an der zum heimischen Hof nächstgelegenen TUM.

Den Horizont erweitern

Die Studienzeit an der TUM war ein völlig neuer Lebensabschnitt für Franz Rasp, der sich selbst als „Bauernkind“ bezeichnet. Aber die neue Situation, fern der Heimat, mit eigenem WG-Zimmer und neuem Freundeskreis brachte ihn voran und erweiterte seinen Horizont. Begeistert besuchte er die Seminare von TUM-Professor und Alumnus Dr. Albert Göttle (Diplom Bauingenieurwesen 1973) zum Wassermanagement und Ressourcenschutz. „Das Studium an der TUM hat mir die Augen für die Vielfältigkeit des Fachbereichs geöffnet“, erklärt er. „Meine Berufung habe ich in der Wasserwirtschaft gefunden.“

Nach dem Studienabschluss im Jahr 1998 absolvierte Franz Rasp sein Referendariat für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst in der Bayerischen Wasserwirtschaft. In den Jahren von 2000 bis 2005 war er als Projektleiter und dann Leiter der Bauabteilung am Wasserwirtschaftsamt Rosenheim tätig, danach wechselte er an das Wasserwirtschaftsamt Traunstein.

Als Quereinsteiger an die Spitze

Mit Verve und Engagement setzte sich Franz Rasp für alle Belange rund um das Wasser in seiner oberbayerischen Heimat ein: für die Sicherung der Trinkwasservorräte, eine verantwortungsvolle Nutzung des Wassers und die Pflege und Entwicklung der vielen Bäche, Flüsse und Seen. An Politik dachte Franz Rasp dabei nicht. Als ihn sein Nachbar, der damalige zweite Bürgermeister von Berchtesgaden, fragte, ob er sich für seine Gemeinde nicht auch bei diesen Belangen engagieren wolle, trat Franz Rasp kurzerhand der CSU bei und wurde 2002 prompt zum Gemeinderat gewählt.

Bürgermeister ist einer der anspruchsvollsten, aber auch schönsten Berufe.

Franz Rasp

Mit seinen neuen kommunalen Aufgaben, wie dem Einsatz für die Menschen, die Mitgestaltung der Gesellschaft und die Bewahrung der Kultur und Natur in seiner Region, wurde Franz Rasp zunehmend bewusst, dass dies genau das ist, was er tatsächlich in seinem Leben machen möchte. 2008 wurde er zum Bürgermeister von Berchtesgaden gewählt. Seither setzt er sich mit voller Überzeugung für die knapp achttausend Einwohner der südostbayerischen Marktgemeinde ein. „Der beste Job dafür ist auf lokaler Ebene der des Bürgermeisters“, sagt er. „Es ist einer der anspruchsvollsten, aber auch schönsten Berufe, die man in Bayern ausüben kann.“

Obwohl er als Quereinsteiger amtiert, fühlt sich Franz Rasp durch seine Ausbildung zum Bauingenieur für seine vielfältigen Aufgaben solide vorbereitet. Langfristiges Planen, vorausschauendes Denken und das geschickte Verhandeln mit verschiedenen Interessensvertretern sind Fähigkeiten, die in der Ingenieurswissenschaft wie auch in der Politik gefragt sind.

Einmalige Verbindung von Wissenschaft und Naturschutz

Es ist Franz Rasps oberstes Ziel, für die hohe Lebensqualität aller zu sorgen. Zu einem wesentlichen Teil trägt hierzu im Naturraum Berchtesgaden die unberührte Natur, die einzigartige Pflanzen- und Tierwelt bei. Im Juli 2019 eröffnete dort die neue Forschungs- und Lehrstation der TUM. Hier sollen vor allem Schülerinnen und Schüler für die Naturforschung begeistert sowie Ökosystemforschung betrieben und neue Lehrmethoden erprobt werden.

Franz Rasp begrüßt die in Holzbauweise errichtete Forschungsstation mit autarker Versorgung. „Die Station ist eine großartige Bereicherung für Berchtesgaden“, erklärt er. „Dass Schülerinnen und Schüler dort mit dem innovativen pädagogischen Konzept ihr naturwissenschaftliches Wissen nicht nur aus Büchern lernen, sondern aus der unmittelbaren Naturbeobachtung beziehen sollen, finde ich besonders gut.“

Porträtbild von TUM Alumnus Franz Rasp.

Franz Rasp (Bild: Privat).

Franz Rasp

Diplom Bauingenieurwesen 1998

 

Für das Studium des Bauingenieurwesens ging der gebürtige Berchtesgadener Franz Rasp aus der ländlichen Heimat nach München an die TUM. Im Anschluss absolvierte er das Referendariat für den höheren bautechnischen Verwaltungsdienst in der Bayerischen Wasserwirtschaft. Von 2000 bis 2005 war er Projektleiter und dann Leiter der Bauabteilung am Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, danach wechselte er an das Wasserwirtschaftsamt Traunstein. Als Quereinsteiger wurde er im Jahr 2002 zum Gemeinderat von Berchtesgaden gewählt. Seit 2008 ist er der 1. Bürgermeister der Marktgemeinde.

Franz Rasp ist verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter. Neben seinen vielfältigen Amtsverpflichtungen findet er noch Zeit zur Bewirtschaftung eines kleinen Bergbauernhofs in Maria Gern. Mit seiner Familie mäht er im Sommer dort seine Bergwiesen. Als Ausgleich macht er seit der Kindheit Sport, fährt Rennrad, Langlauf, Ski und geht Bergsteigen.

Die TUM engagiert sich schon länger in der Region Berchtesgaden. Im Juli 2019 eröffnete sie dort eine Forschungs- und Lehrstation, die von verschiedenen Fachrichtungen genutzt werden kann und mit dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land zusammenarbeiten wird. Architekt und TUM-Professor Hermann Kaufmann hat das hochmoderne Gebäude ganz aus Holz, das sich nahtlos in die Berglandschaft einfügt, mit Räumlichkeiten für Seminare und 40 Übernachtungsplätze entworfen. Finanziert wurde der Neubau von der TUM Universitätsstiftung, benannt ist er nach einem ihrer Mäzene: TUM Alumnus Friedrich N. Schwarz war Student der Elektrotechnik an der TUM und hat anschließend Unternehmenskarriere gemacht (Rohde & Schwarz).