Von der Flugwindkraft hatte er bereits gehört. Windkraft und damit sauberer Strom in Kombination mit einem Flugzeug – das faszinierte ihn als Ingenieur sofort. In seiner Masterarbeit vertiefte sich Florian Bauer in die Thematik. Auch nach seinem Abschluss blieb er am TUM Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik (jetzt Hochleistungs-Umrichtersysteme), um im Rahmen einer Promotion weiter zu forschen.
POTENTIAL AUS DER FLUGWINDKRAFT
Florian Bauer untersuchte viele Konzepte der Flugwindkraft im Detail, forschte über Leistungselektronik sowie zu Aerodynamik und zu Flügeldesign. Er wollte herausfinden, ob die Flugwindkraft tatsächlich über das Potential verfügt, signifikant zur erneuerbaren Energieerzeugung beizutragen, und wenn ja, wie eine solche Flugwindkraftanlage aussehen muss. Genau das hat er in seiner Doktorarbeit beantwortet.
Mit einem angeleinten Elektroflugzeug, auch Drachen oder Kite genannt, das autonom liegende Achten fliegt, kann sauber und kostengünstig Energie erzeugt werden. Das Schöne daran: „Im Unterschied zu herkömmlichen Windkraftanlagen verschlingen solche Kiteanlagen nicht Hunderte von Tonnen Beton und Stahl für einen Turm und ein Fundament. Sie benötigen lediglich ein dünnes elektro-mechanisches Seil und Software-Algorithmen“, so Florian Bauer. Da sie kaum sichtbar sind, soll auch die Natur an deren Einsatzorten nahezu unberührt bleiben. Die Anlagen können damit auch für Landwirte, für Unternehmen im ländlichen Raum und sogar für Privatleute interessant sein. Selbst an schwer erreichbaren Orten mit wenig Infrastruktur sollen sich die Anlagen problemlos aufstellen lassen.
Ehe er es sich versah, hatte Florian Bauer mit seiner Doktorarbeit die Grundlage für ein zukunftsweisendes Produkt und damit für ein Start-up geschaffen. „Ich wollte keinesfalls, dass dieses Potential ungenutzt bleibt und in der Schublade oder in der Uni-Bibliothek verstaubt“, sagt Florian Bauer.
Er holte die TUM Alumni André Frirdich (Bachelor Maschinenbau & Management 2016, Master Maschinenwesen 2019) und Christoph Drexler (Bachelor Maschinenwesen 2015, Master 2019) mit an Bord. Beide hatten bereits ihre Masterarbeiten bei Florian Bauers Forschungsprojekt geschrieben. Als vierter im Bunde kam schließlich noch der Umweltingenieur Max Isensee hinzu. 2019 gründeten sie das Unternehmen kiteKRAFT.
Ohne die Unterstützung der TUM wären wir sicher noch nicht soweit, wie wir es jetzt sind.
Nicht nur in Sachen Infrastruktur, sondern auch bei der Manpower konnten sich die Gründer auf die TUM verlassen. Florian Bauers Doktorvater Professor Dr. Ralph Kennel, dessen Nachfolger Prof. Dr. Marcelo Lobo Heldwein, ebenso wie Prof. Dr. Carlo L. Bottasso standen ihnen von Anfang an beratend zur Seite. Sie ermutigten auch ihre Studierenden dazu, ihre Semester-, Bachelor- oder Masterarbeiten über kiteKRAFT zu schreiben und damit an echter Hardware zu forschen und zu tüfteln. Über hundert Studierende der TUM aus verschiedensten Fachbereichen wie der Elektrotechnik, dem Maschinenbau, aus Aerodynamik, Robotik, Regelungstechnik und BWL nutzten bereits diese Möglichkeit und steuerten den ein oder anderen Lösungsansatz bei.
DAS RAUMSCHIFF BEWAHREN
Aktuell sind Florian Bauer und seine drei Mitstreiter dabei, die Robustheit der Kitekraft-Technologie zu erhöhen und ihre Drachen auf Produktgröße mit zehn Meter Spannweite und 100kW Nennleistung zu vergrößern. In zwei Jahren wollen sie ihr vielversprechendes Produkt auf den Markt bringen, die Serienproduktion starten und bis in den Megawatt-Bereich hochskalieren. „Man muss sich im Klaren sein, dass der Planet Erde unser natürliches Raumschiff ist, mit dem wir durch die Milchstraße reisen“, sagt Florian Bauer. „Die Erde ist der einzige Ort im Universum, den wir kennen, wo Leben nachweislich möglich ist. Wir sollten alles dafür tun, dass dies bewahrt wird.“
Dr. Florian Bauer
Master Elektrotechnik und Informationstechnik 2013, Promotion Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik 2021
2012 schloss Florian Bauer seinen Bachelor in Regenerative Energien an der Fachhochschule Bielefeld ab. 2013 folgte der Master in Elektrotechnik und Informationstechnik an der TUM. Gefördert wurde er dabei durch das TUM Deutschlandstipendium.
2021 promovierte er hier im Fach Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik. 2019 gründete er gemeinsam mit den TUM Alumni André Frirdich (Bachelor Maschinenbau & Management 2016, Master Maschinenwesen 2019) und Christoph Drexler (Bachelor Maschinenwesen 2015, Master 2019) sowie mit Umweltingenieur Max Isensee das Start-up kiteKRAFT.
In seiner raren Freizeit fährt Florian Bauer gerne Ski oder Fahrrad.