(v.r.n.l.) kiteKRAFT-Gründerteam und TUM Alumni Dr. Florian Bauer, André Frirdich, Christoph Drexler sowie Max Isensee.

TUM Alumnus Dr. Florian Bauer und seine drei Mitgründer entwickeln fliegende Windkraftanlagen. Sie sind davon überzeugt, dass sie mit ihrer Technologie dem Klimawandel entscheidend entgegenwirken können (Bild: kiteKRAFT).

Alumni für Nachhaltigkeit
Gründer Florian Bauer
„Das Unternehmertum ist sehr erfüllend“
10. Jul 2023  |  
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TUM Alumnus Florian Bauer wollte schon immer etwas gegen den Klimawandel tun. Seine Studien- und Promotionszeit an der TUM rüsteten ihn für dieses Vorhaben. Mit seinem Start-up ist er auf dem besten Weg, die Windenergie zu revolutionieren.
Nach dem Abitur studierte Florian Bauer Regenerative Energien an der Fachhochschule in Bielefeld. „Ich wollte helfen, den Klimawandel zu stoppen“, sagt er. „Und ich dachte, dass ich das als Ingenieur am besten machen kann.“ Doch nach dem Bachelor hatte er das Gefühl, dass er für dieses Vorhaben noch nicht genügend gerüstet sei. Daher zog er nach München, um an der TUM Elektrotechnik und Informationstechnik zu studieren.

Von der Flugwindkraft hatte er bereits gehört. Windkraft und damit sauberer Strom in Kombination mit einem Flugzeug – das faszinierte ihn als Ingenieur sofort. In seiner Masterarbeit vertiefte sich Florian Bauer in die Thematik. Auch nach seinem Abschluss blieb er am TUM Lehrstuhl für Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik (jetzt Hochleistungs-Umrichtersysteme), um im Rahmen einer Promotion weiter zu forschen.

POTENTIAL AUS DER FLUGWINDKRAFT

Florian Bauer untersuchte viele Konzepte der Flugwindkraft im Detail, forschte über Leistungselektronik sowie zu Aerodynamik und zu Flügeldesign. Er wollte herausfinden, ob die Flugwindkraft tatsächlich über das Potential verfügt, signifikant zur erneuerbaren Energieerzeugung beizutragen, und wenn ja, wie eine solche Flugwindkraftanlage aussehen muss. Genau das hat er in seiner Doktorarbeit beantwortet.

Mit einem angeleinten Elektroflugzeug, auch Drachen oder Kite genannt, das autonom liegende Achten fliegt, kann sauber und kostengünstig Energie erzeugt werden. Das Schöne daran: „Im Unterschied zu herkömmlichen Windkraftanlagen verschlingen solche Kiteanlagen nicht Hunderte von Tonnen Beton und Stahl für einen Turm und ein Fundament. Sie benötigen lediglich ein dünnes elektro-mechanisches Seil und Software-Algorithmen“, so Florian Bauer. Da sie kaum sichtbar sind, soll auch die Natur an deren Einsatzorten nahezu unberührt bleiben. Die Anlagen können damit auch für Landwirte, für Unternehmen im ländlichen Raum und sogar für Privatleute interessant sein. Selbst an schwer erreichbaren Orten mit wenig Infrastruktur sollen sich die Anlagen problemlos aufstellen lassen.

TUM COMMUNITY IN AKTION

Ehe er es sich versah, hatte Florian Bauer mit seiner Doktorarbeit die Grundlage für ein zukunftsweisendes Produkt und damit für ein Start-up geschaffen. „Ich wollte keinesfalls, dass dieses Potential ungenutzt bleibt und in der Schublade oder in der Uni-Bibliothek verstaubt“, sagt Florian Bauer.

Er holte die TUM Alumni André Frirdich (Bachelor Maschinenbau & Management 2016, Master Maschinenwesen 2019) und Christoph Drexler (Bachelor Maschinenwesen 2015, Master 2019) mit an Bord. Beide hatten bereits ihre Masterarbeiten bei Florian Bauers Forschungsprojekt geschrieben. Als vierter im Bunde kam schließlich noch der Umweltingenieur Max Isensee hinzu. 2019 gründeten sie das Unternehmen kiteKRAFT.

(v.l.n.r.) TUM Alumni Christoph Drexler, Florian Bauer und André Frirdich mit einem Kiteprototyp vor dem Windtunnel.

(v.l.n.r.) Die TUM Alumni und Gründer von kiteKRAFT, Christoph Drexler, Florian Bauer und André Frirdich, testen eines ihrer Elektroflugzeuge, auch Drachen oder Kite genannt, im Windtunnel. Das angeleinte Kite fliegt autonom in liegenden Achten und erzeugt aus Wind saubere Energie (Bild: kiteKRAFT).

Ohne die Unterstützung der TUM wären wir sicher noch nicht soweit, wie wir es jetzt sind.

Über das EXIST-Gründerstipendium und die UnternehmerTUM erhielten die vier Gründer sehr gute Unterstützung. In der Anfangsphase konnten sie die Büros, Werkstätten und die IT der TUM nutzen. „Das sparte nicht nur Kosten, sondern auch viel Zeit“, sagt Florian Bauer. „Ohne die Unterstützung der TUM wären wir sicher noch nicht soweit, wie wir es jetzt sind.“

Nicht nur in Sachen Infrastruktur, sondern auch bei der Manpower konnten sich die Gründer auf die TUM verlassen. Florian Bauers Doktorvater Professor Dr. Ralph Kennel, dessen Nachfolger Prof. Dr. Marcelo Lobo Heldwein, ebenso wie Prof. Dr. Carlo L. Bottasso standen ihnen von Anfang an beratend zur Seite. Sie ermutigten auch ihre Studierenden dazu, ihre Semester-, Bachelor- oder Masterarbeiten über kiteKRAFT zu schreiben und damit an echter Hardware zu forschen und zu tüfteln. Über hundert Studierende der TUM aus verschiedensten Fachbereichen wie der Elektrotechnik, dem Maschinenbau, aus Aerodynamik, Robotik, Regelungstechnik und BWL nutzten bereits diese Möglichkeit und steuerten den ein oder anderen Lösungsansatz bei.

DAS RAUMSCHIFF BEWAHREN

Aktuell sind Florian Bauer und seine drei Mitstreiter dabei, die Robustheit der Kitekraft-Technologie zu erhöhen und ihre Drachen auf Produktgröße mit zehn Meter Spannweite und 100kW Nennleistung zu vergrößern. In zwei Jahren wollen sie ihr vielversprechendes Produkt auf den Markt bringen, die Serienproduktion starten und bis in den Megawatt-Bereich hochskalieren. „Man muss sich im Klaren sein, dass der Planet Erde unser natürliches Raumschiff ist, mit dem wir durch die Milchstraße reisen“, sagt Florian Bauer. „Die Erde ist der einzige Ort im Universum, den wir kennen, wo Leben nachweislich möglich ist. Wir sollten alles dafür tun, dass dies bewahrt wird.“

TUM Alumnus Florian Bauer

Florian Bauer (Bild: kiteKRAFT).

Dr. Florian Bauer

Master Elektrotechnik und Informationstechnik 2013, Promotion Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik 2021

 

2012 schloss Florian Bauer seinen Bachelor in Regenerative Energien an der Fachhochschule Bielefeld ab. 2013 folgte der Master in Elektrotechnik und Informationstechnik an der TUM. Gefördert wurde er dabei durch das TUM Deutschlandstipendium.

2021 promovierte er hier im Fach Elektrische Antriebssysteme und Leistungselektronik. 2019 gründete er gemeinsam mit den TUM Alumni André Frirdich (Bachelor Maschinenbau & Management 2016, Master Maschinenwesen 2019) und Christoph Drexler (Bachelor Maschinenwesen 2015, Master 2019) sowie mit Umweltingenieur Max Isensee das Start-up kiteKRAFT.

In seiner raren Freizeit fährt Florian Bauer gerne Ski oder Fahrrad.